MWK Stipendium 2 >Masken< JUNI 2022

Projektstipendium 2 des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst in BADEN-WÜRTTEMBERG zur Förderung der künstlerischen Praxis in der Corona-PandemiE 2021/2022

Was bisher geschah  . . .

Mein Atelier befindet sich in Ispringen nahe Pforzheim, an der Pforte zum  Schwarzwald in Baden-Württemberg. Atelier und Werkstatt befinden sich im Erdgeschoss eines denkmalgeschützten, ehemaligen Schul- und Rathauses aus dem Jahr 1872.
Hier entstanden im Jahr 2022 die ersten Skizzen, die Gipsabdrücke meines Gesichts und daraus anschließend Tonformen im Negativ und Positiv.

Die ersten Schmelzversuche von Glas in Ton wurden im Atelier ausgeführt. Die weiteren Arbeiten wurden von mir bei Peters Studios in Paderborn ausgeführt, www.glasmalerei.de. Dort habe ich Unterstützung im technischen Know-How und geeignete Glasbrennöfen.  Die Endmontage zum Gesamtobjekt erfolgt wieder im Atelier.

Eine erste Präsentation der Masken fand vor wenigen Tagen im Rahmen eines Hauskonzerts in unserem >Werkhaus< mit Hinweis auf das Stipendium des Landes Baden-Württemberg statt. Anfang Juli werde ich einen weiteren Teil des Werks dem Kulturamt der Stadt Pforzheim und dem >ORNAMENTA< Geschäftsführer Christian Saalfrank in meinem Atelier vorstellen.

Umsetzung des künstlerischen Stipendienprojekts

Konzeption, inhaltliche Schwerpunkte, künstlerische Aspekte

Der Moment an dem ich begriff, dass sich durch den Ausbruch der Corona Pandemie auch in Deutschland mein Leben verändern wird manifestierte sich darin dass ich im nächsten Moment unabsichtlich auf meine Brille trat. Damit war nun auch mein Blick auf die Dinge unscharf. Hatte sich doch mein künstlerisches Schaffen in den vergangenen Jahren erfolgreich entwickelt und ich war voller Tatendrang mit Spass bei der Arbeit und neuen Projekten für die Zukunft zugewandt.

Plötzlich lag alles in Schockstarre, keine Ausstellungsmöglichkeiten und damit auch keine Aussicht auf Verkäufe und Aufträge. War dies das Ende mitten in einer auskömmlichen Schaffensphase? Nein! Resignation war nicht angesagt, neue Wege gab es zu entdecken.
So hatte ich ständig ein neues Motto dem ich folgte: Durchhalten - Loslassen, Lebenslust - Askese und vieles mehr. Ich war Königin und Bettlerin zugleich.

Inhaltliche Schwerpunkte

Es reizte mich diese Befindlichkeiten in Glas zu formen. Für die Umsetzung wollte ich mich an neue Techniken wagen. Der Glasguss war schnell verworfen, da die Arbeit am Glasofen zu teuer war. Es sollten Techniken sein die ich bei Glasmalerei Peters in Paderborn umsetzten kann. Seit 2019 arbeite ich in den Studios von Peters mit großer Freude und besten Ergebnissen.

 Der Abguss meines eigenen Gesichts war mir dabei wichtig, wie schon erwähnt waren die Gipsabdrücke der erste Schritt. Allerdings fielen sie nicht zu meiner Zufriedenheit aus, sie waren zu grob und ein Glasabdruck daraus war unbefriedigend, weil ich die Konturen meines Gesichts im ersten Schritt deutlich haben wollte. Mit den Techniken die ich anwenden wollte war klar, dass viele Details verloren gehen. So wählte ich den Ton den ich in eine Gipsmaske drückte, um ihn in ledrigem Zustand herauszunehmen, ihn dann in den Details von Hand nachbearbeitete um so eine Positiv Form zu erhalten. Nach zwei Wochen war diese so weit ausgetrocknet um sie im Brennofen mit einer vorbestimmten Brennkurve auszubrennen. Beim Öffnen des Ofens nach zwei weiteren Tagen war die Erleichterung groß, die Maske war perfekt ausgebrannt.

Vorbereitende Arbeiten

Die Herstellung einer Negativ Form konnte ich direkt vom Gesicht abnehmen, wobei die Ablösung der weichen Tonmasse mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden war. Sie war nur mit Hilfe eines „Stützkorsetts“ in Form zu halten, auch hier waren dann in ledrigem Zustand  Korrekturen von Hand nötig. Es forderte bildhauerische Raffinesse, diese Negativ Form zu bearbeiten. Erneut folgten eine Trocknung und ein Schrühbrand.

Produktion UND Zusammenarbeit

Weitere Tonmasken waren nötig, um dann endlich in Paderborn in der Werkstatt die ersten Versuche mit Glas zu starten. Dazu mussten die Formen mit einem Trennmittel gleichmässig besprüht werden damit sich das Glas nicht mit dem Ton verbindet und auch wieder zu lösen ist.

Begonnen haben wir mit dem Schneiden von Flachglas, um dieses über die Positiv Formen zu schmelzen. Vier unterschiedliche Schablonen wurden geschnitten um zu sehen wie sich das Glas beim Fusen über die Tonformen verhält. Eine ausgeklügelte Brennkurve wurde erstellt, sie musste dem Glas und der darunterliegenden Tonform gerecht werden. Nach zwei Tagen war das Ergebnis sichtbar: zwei Glasmasken waren absolut gelungen, eine weitere hatte ein zu kleines Glas weshalb Glasfalten entstanden. Die galt es bei der folgenden Maske an andere Stelle zu versetzen.

Die vierte Glasform hatte zwei Risse – an der Stelle an der die Tonform kaum sichtbar hinterschnitten war. Damit war das Glas nicht mehr von der Tonform zu lösen. Die Positiv Tonformen zu formen ohne diese zu hinterschneiden ist eine weitere Herausforderung bei der Maskenerstellung in Glas.
Für die Erstellung einer massiven, reliefartigen Glasmaske wurden die negativ Tonformen im innern mit Trennmittel besprüht. Nach der Trocknung wurden sie mit Glasgranulat verschiedener Farben und Körnung befüllt.  Auch hierzu wurde die entsprechende Brennkurve eingestellt. Die Abkühlphase mußte hierzu sehr lange sein, um eine Entspannung des Glases zu gewährleisten. Am Morgen des dritten Tages war es dann endlich soweit, der Ofen wurde komplett geöffnet und wir konnten uns über ein super Ergebnis freuen. Die Maskenreliefs
waren leicht aus den Tonformen zu nehmen. Allein diese leblosen  Masken ohne Mimik vermitteln schon durch ihre Farbe und Glasstruktur eine unterschiedliche Aussage.  Die Erstellung der Glasmasken war auf Anhieb fast perfekt.

Sie bilden das Zentrum der endgültigen Glaskomposition des Objekts welches aus meist drei Teilen besteht. Diese montiere ich dann in der Kaltveredelung durch Kleben zusammen.  

Künstlerische Aspekte

Dazu entwarf ich Figuren, die durch Ihre Formgebung einen starken Ausdruck wie z.B. Stärke und Mut oder Schutz und Fürsorge oder Behausung und Zuflucht signalisieren. Ihre Farbigkeit hat ebenso Symbolcharakter. Diese Formen sind symmetrisch aufgebaut, haben die ungefähre Größe eines großen Rumpfes. Die Figuren wurden aus mehreren Teilen von Flachgläsern geschnitten, im großen Brennofen flächig nach Plan übereinander gelegt damit sie zusammen verschmelzen und zur aussagestarken Figur werden.
Auch hier wird die exakte Brennkurve benötigt damit der Schmelzvorgang nicht zu stark oder gar zu schwach ist. Nach 24 Stunden wurde der Ofen geöffnet, die Gläser sind nun noch sehr heiß und es braucht jetzt noch wenige Stunden bis das Glas aus dem Ofen kommt. Das Ergebnis war bei allen vier Figuren perfekt, die Gläser waren gut und passend zusammen geschmolzen. Nun waren sie nur noch mit Silberbeize in verschiedenen Tönungen mittels airbrush zu besprühen. Danach zurück in den Ofen und wieder wurde die für das Einbrennen der Farbe nötige
Heizkurve eingestellt. Ofen zu und los geht es.
Am nächsten Morgen wieder das langsame Öffnen des Ofendeckels zum Abkühlen und dann die schreckliche Bilanz: die Figuren sind unter Spannung, das Glas springt und reißt an den übereinander gefusten Stellen mit doppelter Glasstärke. Eindeutig die falsche Heizkurve, wir wollten einen schnellen Arbeitsgang und haben zu hoch gepokert. Die Arbeit von zwei Tagen mitsamt dem Material war kaputt.
Eine einzige Figur aus grünlichem Parsolglas blieb ganz, sie hatte keinen zweiten Farbbrand zu überstehen.

Den dritten Teil des Objekts bilden die Schleier, die Netze, die Diademe oder die Perlenbänder die zum Abschluss meist im Stirnbereich über der Maske liegen. Sie sind besonders fragil, stehen sinnbildlich für die Befindlichkeit, die Empfindungen, den Seelenzustand , das Ungreifbare, das Metaphysische. Sie sind aus schmalen, frei geschnittenen Glasstreifen gefust und geformt oder auch aus mehreren Lagen feinster farbiger Glasplättchen mit Glaskrösel wie Perlen verschmolzen. Sie alle vollenden den Entstehungsprozesses des Werks. 

Mögliche Weiterentwicklungen

Diese Selbstbildnisse entstanden aus meiner alten Ursprungsidee, Masken aus Glas zu schaffen. Durch die Reflexion meiner Person inmitten der sich immer mehr im Umbruch befindenden Gesellschaft war es ein aufschlussreicher Prozess, in diese kreative Arbeit einzutauchen die auch immer wieder in der Ausführung Richtungswechsel erforderte. Dieses Thema lebt weiter, es werden dabei facettenartig weitere Werke völlig ergebnisoffen entstehen.

Das zuerkannte Stipendium des Landes Baden-Württemberg im Zusammenhang mit der Corona Pandemie hat es mir ermöglicht ein freies Projekt zu beginnen, welches meine Kreativität förderte und zugleich Mut machte neue Perspektiven zu sehen.
Dafür möchte ich mich besonders bedanken.